Ein Hund baucht sein Rudel: Nein zur Zwingerhaltung
Von Patrice Krüger. Unter bestimmten Voraussetzungen ist Hundehaltung im Zwinger in Deutschland erlaubt. Und leider gibt es auch immer noch viele Menschen, die eine Zwingerhaltung als völlig normal und hundefreundlich ansehen. Ich möchte hier nun gar nicht darüber schreiben wie die Vorschriften, die es zur Zwingerhaltung bei Hunden gibt, aussehen. Auch nicht, wie oft man mit einem Zwingerhund Gassi gehen sollte. Oder jemanden über sonstige Mindestanforderungen, die in irgendwelchen meines Erachtens sinnfreien „Regelwerken“ zeitaufwendig aufgeführt worden sind, belehren. Ich möchte zum Thema Zwingerhaltung einfach eines feststellen: Ein Tierfreund tut einem Rudeltier wie dem Hund so etwas nicht an!
Mit der Wahl, einen Hund bei sich aufzunehmen, hat der Mensch sich ein Tier mit extrem ausgeprägtem Sozialverhalten angeschafft. Im Zwinger fehlt nun genau dieses soziale Umfeld. Für Hunde gibt es nichts Wichtigeres als ihr Rudel. Das ist auch ganz einfach zu erklären: Ohne Rudel gäbe es in der freien Natur keinen Schutz und keine Nahrung, also auch keinen Fortbestand ihrer Art. Wieder etwas, das sich Hunde von ihren Vorfahren, den Wölfen, bewahrt haben.
Für Wölfe ist es tatsächlich überlebenswichtig, einen Platz in einem Rudel zu haben. Wir konnten unseren Haushunden zwar viel „wölfisches“ wegzüchten, aber tief sitzende Instinkte, die sich über Millionen von Jahren bewährt haben, wie das überlebenswichtige Sozialverhalten, lassen sich nicht so einfach „wegzüchten“. Und deswegen wird sich ein Hund niemals in Zwingerhaltung wohlfühlen. Vielleicht wird er irgendwann nach Jahren aufhören zu heulen, aber nicht, weil er das Verhalten seines Menschen verstanden hat, sondern weil er einfach aufgegeben hat.
Im Rahmen meiner Tierschutzarbeit habe ich das schon oft bei Hunden erleben müssen, vor allem in Tierheimen. Hunde, die keiner haben will, weil sie älter sind, Gebrechen haben oder einer „unbeliebten“ Rasse angehören. Viele Hunde, die über Jahre im Tierheimzwinger bleiben müssen, geben irgendwann auf. Man erkennt sie daran, dass sie oftmals nicht mal mehr aufstehen, um den Besucher neugierig zu betrachte, und auch sonst sehr desinteressiert sind.
Tun Sie mir den Gefallen, und interessieren Sie sich bitte für diese Hunde! Für Hunde, die kein Rudel haben. Ganz gleich, ob sie in privater Zwingerhaltung oder im Tierheim leben. Helfen Sie, schauen Sie nicht weg – auch wenn das der kompliziertere Weg sein mag. Reden Sie mit privaten Hundehaltern oder geben Sie einem Tierheim-Hund eine Chance, auch wenn der sich überhaupt nicht für Sie interessiert! Schenken Sie ihm Hoffnung! Er wird es Ihnen auf seine Art danken. Und diesen Rat gebe ich Ihnen aus meiner ganz eigenen Erfahrung heraus. Vor vielen Jahren habe ich den Hund mit aus dem Tierheim mit nach Hause genommen, der mich am wenigsten beachtete. Und was soll ich ihnen sagen? Es war die beste Entscheidung meine Lebens.
